Adieu
Von nun an finde ich dich wieder,
in jedem noch so winzigen Blümchen,
dessen Schönheit du immer bewundert hast.
In jedem Summen einer Biene,
die du so liebevoll umsorgt hast.
In jedem flackernden Feuer,
das dich so fasziniert hat.
In jedem Vogel,
um dessen Flügel du ihn beneidet hast.
In jedem Stern und jedem Planeten,
die du am nächtlichen Himmel beobachtet hast.
In jedem Berg,
den du bestigen hast und
jedem Berg,
den du hinunter geflogen bist.
Nun bist du nach Hause geflogen,
frei, wild und voller Abenteuerlust -
bereit für eine neue Reise.
Adieu Papa!
Wortlos
In mir bewegt es sich
ungewohnt sanft und leise.
Merke, wie mir die Worte fehlen für mein Erleben.
Erfahre mich neu in der Ruhe.
Ich spüre die Worte in großer Tiefe
und warte geduldig, bis sie sanft nach oben steigen.
Sie drängen sich nicht auf.
Sie brechen nicht hervor.
Und dennoch möchte sich etwas ausdrücken
und in die Welt gebären.
Noch ist es nicht soweit.
Tanzende Funken
Manchmal fühlt es sich an,
als ob alle meine Zellen glitzern.
Wie funkelnde Lichter auf dem Wasser bei Sonnenschein.
Dann erscheint mir dieser Körper
so licht, so leicht, so durchlässig.
Die Materie tanzt.
Dann gibt es Tage,
an denen sich die Schwere
wie ein alter muffiger Mantel
auf meine Glieder legt.
Bin wie erstarrt, erdrückt.
Nur noch in Ferne die Erinnerung an tanzende Funken.
Zwischenzeit
Weder im Außen noch ganz im Innen.
Nicht ganz verbunden oder getrennt.
Sowohl gefüllt, als auch leer.
Mag nichts mehr aufnehmen und nichts mehr geben.
Möchte nichts mehr sein und keine Namen mehr.
Möchte niemand mehr mit meinen Gedanken belegen.
Möchte von niemand mehr belegt werden.
Bin weder hier noch dort und trotzdem da.
Irgendwas ging verloren und etwas wurde gefunden.
Ich kann es nicht benennen.
Ist es unangenehm so zu sein?
Ein bisschen, manchmal.
Und auch ein bisschen wieder nicht.
Innerlich ist es gerade Herbst
Ein leises Grundrauschen in Moll.
Alles fühlt sich wie nach innen gezogen an.
Betäubt. Dumpf. Bewegungslos.
Sehne mich nach dem Wind, der die Blätter aufwirbelt.
Doch es ist windstill.
Es ist leise.
Etwas in mir hat sich zurückgezogen.
Möchte es hervorzerren, lebendig machen, die Intensität spüren.
Doch es lässt sich nicht greifen.
Es ruht. In der Tiefe.
Möchte sich gerade verbergen.
So ist das heute.
Wenn Stille in mir spricht
Wortlos falle ich in mich hinein.
Wo eben noch Sätze gesprochen werden wollten
übernimmt die Stille.
Wie ein Sog zieht sie mich in sich hinein,
hinein in unendliche Tiefe.
Irgendwo in weiter Ferne rauscht ein altes Radioprogramm,
ich vergesse zuzuhören.
Ich vergesse mich.
Absorbiert von einer Leere, die gleichzeitig absolute Fülle ist.
Nichts ist da und alles ist da.
Stille.
Im Zwischenraum
Da sitze ich im Raum zwischen gelebtem Leben und kommenden Erfahrungen.
Seltsam schwebend in einem Nichts aus potenziellen Möglichkeiten.
Meine Seele verlangt nach Ruhe.
Nach Nichts.
Der Rückblick ist zu anstrengend
und die Zukunft interessiert mich nicht.
Ich bin aus der Zeit gefallen.
Will noch ein bisschen ruhen.
Will noch ein bisschen sein.
Hin und wieder erwischt mich die Gewohnheit,
die mir eine Zukunft zurecht zimmern will.
Doch rechtzeitig merke ich die Anstrengung
und lasse das bereits in Gedanken gesponnene Netz wieder los.
Und bin wieder da.
Ich fühle mich im Zwischenraum,
obwohl es kein Davor und kein Danach wirklich gibt.
Es gibt nur diesen Raum.
Gelebtes Leben
Ich habe heute mehrere Leben gelebt.
Ich wanderte durch den Tag wie durch Zeitalter.
Und doch war ich immer da - Jetzt.
Habe mir alles angeschaut.
Als Beobachterin stand ich neben mir.
Staunend sah ich mich meinen Weg gehend.
Dies und das traf mich, wollte mich von den Füßen holen.
Gefühle durften gefühlt werden.
Gedankengebilde entnebelt werden.
Stille durfte wieder einkehren.
Heimat in mir wieder entdeckt werden.
Das Rauschen der Bäume geliebt werden.
Ein geheimes Plätzchen gefunden werden.
Friedlich im Innern den stürmischen Angeboten des Lebens sanft trotzend
endet dieser Tag.
Ein Tag, der wie ein ganzes Leben war.
Dankbarkeit in mir für all die Geschenke, die herausfordernden.
© Bilder und Texte von Verena Schmid. Alle Rechte vorbehalten.
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